Die Wohnungsnot ist seit unserer Gründung vor hundert Jahren bis heute ein Thema das Studierenden unter den Nägeln brennt. Unsere Wohnheime sollten und sollen Studierenden Wohnraum bieten, der das studentische Budget nicht sprengt und Studieren für alle ermöglicht. In diesem und weiteren Beiträgen geht es im Sauseschritt von unserem ersten Wohnheim, das wir 1924 eröffnen durften, bis zu unserem neuesten Wohnheim, in das 2022 die ersten Mieter*innen einziehen durften.

1920er Jahre: Unser erstes Wohnheim entsteht

Anfang der zwanziger Jahre wohnen die meisten der rund 3.700 Studierenden an der Frankfurter Universität bei ihren Eltern, aber der Wunsch nach einer eigenen ‚Studentenbude‘ steigt. Vielfach sind das Zimmer zur Untermiete bei privaten Vermieter*innen, meist alleinstehende Damen und Rentner*innen. Auch der Ruf nach einem Wohnheim wird laut.

Am 1. Mai 1924 ist es endlich soweit: Das erste Frankfurter Studentenheim am zentral gelegenen Standort Ginnheimer Straße 40/ Ecke Sophienstraße wird eröffnet. Es ist ein ehemaliges Militärlazarett, das zu einem Wohnheim umgebaut wurde. Verantwortlich für den Umbau ist die „Studentenheim GmbH“. Am 21. September 1925 kommen wir ins Spiel, denn die Gesellschafter der GmbH übertragen ihre Anteile an den „Verein Studentenhilfe Frankfurt“.

Wer im Studentenheim Ginnheimer Straße 40 wohnen will, muss gerne Leute um sich haben, denn es gibt zwar Einzelzimmer aber auch Sechs-, Acht- und sogar Zehnbettzimmer. Platz für Gemeinschaft gibt es auch in den zahlreichen Aufenthaltsräumen: mit Garten, Gesellschafts-, Arbeits-, Musik-, Billardzimmer und Stube mit Schreibmaschinen ist das Studentenheim außergewöhnlich gut ausgestattet. Insgesamt können hier 140 – ausschließlich männliche – Studierende wohnen.

Das erste Studentinnenwohnheim eröffnet fünf Jahre später der „Verein Marianne Gelzer-Haus e. V. Evangelisches Studentinnenheim“ im Reuterweg 83. „Der Zweck des Unternehmens ist“, schrieb Kathinka Platzhoff am 21. September 1929 an das Kuratorium der Universität, „jungen Mädchen, die studienhalber nach Frankfurt kommen, geeignete und preiswerte Unterkunft zu bieten.“ Das Haus bietet zwölf Studentinnen eine Bleibe. „Gutes Frühstück und einfaches, reichliches Abendessen wird verabreicht.“

NS-Zeit: Wohnraum nur für Studierende, die Ideologie teilen

Im Nationalsozialismus werden vom Studierendenwerk laut neuer Satzung von 1933 nur noch Studierende nach "Auslesegesichtspunkten der nationalen Zuverlässigkeit, der menschlichen und wissenschaftlichen Würdigkeit sowie der wirtschaftlichen Bedürftigkeit" gefördert. Später, 1938, verliert das Studierendenwerk seine Unabhängigkeit und wird Teil des Reichsstudentenwerkes.

Im Zuge der „Militarisierung“ der Förderung durch das Studentenwerk werden Studentenwohnheime in sogenannte „Kameradschaftshäuser“ umgewandelt. Um die dort wohnenden männlichen Studierenden nach nationalsozialistischen Prinzipien zu formen, wird das Leben durch einen straffen Tagesplan geregelt, auf dem körperliche Ertüchtigung und politische Schulungen stehen. Die Kameradschaftshäuser, um die sich das Studentenwerk zu kümmern hatte, sind weder beliebt noch rentabel.

1950er und 60er Jahre: Neustart für studentisches Wohnen

Nach dem zweiten Weltkrieg ist Frankfurt zerbombt. Dennoch schnellen die Studierendenzahlen nach der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs im Sommersemester 1946 nach oben. Doch Wohnraum ist angesichts der vielen zerstörten Häuser und Flüchtlinge extrem knapp. Viele Studierende wohnen daher noch bei ihren Eltern und pendeln zur Universität. Außerdem wohnen wieder viele Studierende zur Untermiete.

Wohnheimplätze gibt es hingegen relativ wenige. Ganz langsam entstehen neue Wohnheime, in denen - wie Fotos aus der Zeit zeigen – es nun auch Zweibettzimmer gibt. Eingerichtet sind die hellen und freundlichen Zimmer mit Möbeln im Stil ihrer Zeit. Das Wirtschaftswunder hält auch im Wohnheim Einzug: In den Zimmern gibt es jetzt neben Bett, Schreibtisch und Stuhl auch Radios.

1954 entsteht übrigens eines unserer derzeit ältesten Wohnheime in der Jügelstraße 1 / Ecke Mertonstraße. Die Wohneinheiten befinden sich im Studierendenhaus der Goethe-Universität, das von Otto Apel gebaut wird. Wer hier wohnte, hatte den kürzesten Weg zur Uni, denn dieses Wohnheim befindet sich direkt auf dem Campus Bockenheim, dem ehemaligen Hauptsitz der Universität. Das inzwischen sanierte Studierendenwohnheim bietet heute 60 Plätze für Studierende. ...Fortsetzung folgt...

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare

Du willst keinen Blog-Beitrag verpassen? Dann abonniere uns!