Wenn Klausuren oder Kummer persönliche Krisen verursachen

Die Psychosozialberatung des Studierendenwerks hatte ein Fachpublikum aus Berater*innen von Hochschulen und kommunalen Beratungsstellen sowie Psychotherapeut*innen zu einer Veranstaltung mit Fachvortrag eingeladen. Rund 50 Expert*innen tauschten sich über ein Fallbeispiel und verschiedene konkrete Themenstellungen aus ihrem Therapie- und Beratungsalltag aus.

In der 100-jährigen Geschichte des Studierendenwerks Frankfurt nimmt auch die Entwicklung der psychologischen Beratungsstelle einen großen Platz ein. Immerhin gab es schon 1969 das erste entsprechende Angebot, und der Bedarf an Beratung wuchs rasch. Schon damals wurde nämlich deutlich, dass das Studium eine sehr emotionale, kritische und herausfordernde Lebensphase sein kann und immer häufiger psychische Belastungen bei Studierenden auftreten.

Vor fast zehn Jahren nahm die Psychosozialberatung (PSB) in ihrer heutigen Form die Arbeit auf, inzwischen stehen fünf Psycholog*innen mit verschiedenen therapeutischen/beraterischen Schwerpunkten zur Verfügung. Die meisten Studierenden, die Hilfe suchen und Unterstützung in Krisen benötigen, bevorzugen Einzelberatungen oder offene Sprechstunden; es gibt jedoch auch Gruppenangebote und Vorträge zu studienbezogenen und psychologischen Themen.

Zwischen Kummer und Klausuren: Wie die Psychosozialberatung Studierenden in seelischen Krisen hilft“

Etwa 50 Fachleute, darunter Berater*innen der Hochschulen und kommunalen Beratungsstellen sowie ambulant tätige Psychotherapeut*innen aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet, nahmen nun Anfang November an einer Veranstaltung der PSB mit dem Titel „Zwischen Kummer und Klausuren: Wie die Psychosozialberatung Studierenden in seelischen Krisen hilft“ teil.

PSB-Teamleiterin Nina Müller gab in ihrem Fachvortrag einen Einblick in die Ziele und Aufgaben eines niedrigschwelligen psychologischen Beratungsangebots für Studierende. Denn das junge Erwachsenenalter ist besonders anfällig für die Entwicklung psychischer Störungen, doch PSB-Angebote an den Hochschulen können psychische Krisen verhindern beziehungsweise abschwächen. So bauen die Berater*innen Vertrauen auf und agieren häufig an der Schnittstelle zum psychotherapeutischen sowie psychiatrischen Hilfesystem, um passgenaue Lösungen zu finden.

Ein Fallbeispiel zeigte einen typischen Beratungsverlauf: Eine 21-jährige Studentin leidet unter Redeangst und meldet sich – während der Corona-Pandemie – zum Online-Kurs „Raus mit der Sprache“ an, um bei Referaten und Wortbeiträgen besser mit ihrer Nervosität umgehen zu können. Sie lernt ein erstes Teufelskreismodell kennen und kann daraus Übungen ableiten, wie sie ihre Aufmerksamkeit bei Vorträgen lenken kann.

Danach bittet sie um weiterführende Einzelberatungstermine, und dabei wird deutlich, dass sie depressive Rückzugstendenzen aufweist und auch in anderen Situationen soziale Ängste hat. Ihre Veränderungswünsche und Ziele werden gemeinsam festgelegt, und sie erhält Informationen zu psychotherapeutischen Verfahren. Kleinere „Mutexperimente“ im studienbezogenen Alltag begleiten sie auf ihrem Weg von der Beratung in die ambulante Psychotherapie.

In der abschließenden Diskussion mit allen Teilnehmern wurden einige weitere Themen angerissen – beispielsweise welche Rolle Drogen- oder Alkoholkonsum in den Beratungen spielt und dass viele Studierende auf der Suche nach ADHS-Diagnostik sind. Deutlich wurde, dass die Arbeit der PSB-Fachleute, die professionell einschätzen können, ob eine Therapie nötig ist oder nicht, von den Therapeut*innen sehr wertgeschätzt und als hilfreich wahrgenommen wird. Die Synergien der Zusammenarbeit für die psychische Gesundheit von Studierenden sollen daher weiter ausgebaut werden.

Weitere Informationen zum Angebot der Psychosozialen Beratung des Studierendenwerks Frankfurt am Main finden Sie hier►

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