Studierende sind notorisch knapp bei Kasse – heute wie vor hundert Jahren. Aktuell gehen Umfragen zufolge sogar zwei Drittel aller Studierenden neben dem Studium einer bezahlten Tätigkeit nach, um zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. Die Jobvermittlung ist daher seit jeher fester Bestandteil unserer Angebote. Was man als Studierender alles tun kann, um an Geld zu kommen war schon immer vom Zeitgeist abhängig. Heute werfen wir einen Blick in die Anfänge unserer Jobvermittlung.

Student als zweibeinige Giraffen gesucht

Steno- und Schreibmaschinenkenntnisse waren der Schlüssel zum Erfolg – zumindest in den 1920er-Jahren, als die Arbeitsvermittlung der „Studentenhilfe“ startete. Studierende, die finanzielle Unterstützung brauchten, konnten durch solche Bürotätigkeiten oder mit dem Bedienen von Projektionsapparaten ein wenig hinzuverdienen. Nachhilfestunden und Klavierspielen, aber auch Teppichklopfen, Geschirrspülen, Einkaufen oder Babysitten standen hoch im Kurs, da zumeist private Haushalte Hilfskräfte anforderten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bei Kinderfesten im Zoo zweibeinige Giraffen oder Zebras beliebt, und als Lagerarbeiter, Fahrer oder Kurier bekam „mann“ auch immer einen Job. Studentinnen wurden als „Telefondamen“, Übersetzerinnen oder Schreibhilfen beschäftigt – weiterhin zahlte sich also aus, wenn „frau“ Steno beherrschte!

Ungenierte Schläfer und Sandwich-Männer

Kommen wir zu den den 50ern: Das Jahrzehnt des „Wirtschaftswunders“ geht auch an Studierenden nicht spurlos vorbei. Die Möglichkeiten, nebenher etwas Geld zu verdienen, werden deutlich abwechslungsreicher. Und nicht immer waren diese Jobs mit harter Arbeit verbunden!

Gerade die Werbebranche entdeckte das Potenzial lebendiger Protagonisten. So reichte es manchmal schon, als „Ehepaar“ zur Reklame einen Babywagen spazieren zu fahren oder sich als „Sandwich-Mann“ zwischen zwei Werbeschilder einklemmen zu lassen und damit durch die Stadt zu laufen. Sogar fürs Schlafen in bequemen Betten konnten sich Studierende bezahlen lassen – allerdings mitten in einem Schaufenster vor neugierigem Publikum!

Das Gros der angebotenen Arbeiten war Anfang der 50er-Jahre allerdings manueller Art oder Bürotätigkeit, nur rund 20 Prozent betrafen solche „Spezialaufgaben“. Immerhin ließ sich im Schnitt 1,50 DM pro Stunde verdienen, in den 60er-Jahren waren es dann schon 3,00 DM und mehr.

Rasierklingen pfui, Kaugummis hui

Mitte der 50er-Jahre gibt es weitere kuriose Nebenjobs für Studierende, beispielsweise als Trauzeugen einspringen oder ein lebendiges Barpublikum in einer neueröffneten Gaststätte mimen. Nur Vertreterposten vermittele der Studentische Schnelldienst nicht, auch nicht den Verkauf von Rasierklingen und Postkarten, ist es in einem Zeitungsartikel von 1954 nachzulesen.

Die „Wahrung von Anstand und Sitte“ wurde in dieser Ära besonders großgeschrieben, daher gelten auch Anstellungen als Bardamen, „Taxigirls“ oder Reisebegleiterinnen für alleinstehende Herren als absolut verpönt. Um ihr Studium nicht zu vernachlässigen, durften Studierende pro Woche maximal zwanzig Stunden bezahlte Arbeit leisten.

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