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Alumni im Interview: Andreas Flender von der Goethe-Universität

Andreas Flender (57) studierte von 1985 bis 1992 Germanistik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und von 1989 bis 1993 zusätzlich Lehramt an Grundschulen. Was damals bei vielen Unverständnis hervorrief, fühlte sich für ihn richtig an – und er sollte Recht behalten: Nachdem er lange Zeit als Journalist tätig war, hat er vor gut zehn Jahren als Grundschullehrer seine Berufung gefunden.

Bei mir ist es ja nun schon recht lange her, aber ich denke immer noch gerne an die Uni-Zeit zurück. Die hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich damals für gleich zwei Studien entschied. Los ging es direkt nach dem Abitur erst einmal mit Germanistik und den Nebenfächern Politik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, um meinen Magister zu machen. Schließlich hatte ich schon immer eine große Affinität zum Fach Deutsch, und es war mein erklärtes Ziel, später einmal als Redakteur für eine Zeitung zu schreiben. Auch die überfüllten Hörsäle schreckten mich nicht ab, sondern sorgten viel mehr dafür, dass ich immer pünktlich zu den Vorlesungen und Seminaren kam, um noch einen Sitzplatz zu ergattern und wenn möglich noch einige für die neugewonnenen Freundinnen und Freunde freizuhalten. Sie waren es auch, die mich dazu brachten, oft in der Mensa zu essen, obwohl ich als geborener Frankfurter ohne Probleme mittags zu Mama hätte fahren können. Denn während zu Hause immer etwas Leckeres auf den Tisch kam, war das in der Mensa leider nicht immer der Fall.

Doch im Zweifel blieb uns damals die Nudel-Linie, denn da konnte nicht viel schief gehen. Mal Spaghetti Bolognese, mal Tortellini mit Käsesoße und selten „al dente“. So wurden wir zumindest satt, hatten viel Spaß miteinander und trafen „alte Bekannte“, die wir eigentlich gar nicht treffen wollten. Denn beispielsweise auf den schon etwas älteren Studenten, der im 28. Semester war und uns täglich erklärte, warum es sinnvoll sei, so lange zu studieren, hätten wir durchaus verzichten können.

Es gab aber auch eine Menge Möglichkeiten, an den teils großen Tischen netten Leute zu begegnen. Das galt ebenso für den betonierten Campus mit seinem großen Brunnen in der Mitte. Zwar war er nicht wirklich schön, aber dank der vielen Studierenden, die sich dort aufhielten, irgendwie gemütlich. Vor allem sorgte er für Kommunikation.

Journalist oder Grundschullehrer?

So lernte ich eine Studentin kennen, die für das Lehramt an Grundschulen eingeschrieben war und stets begeistert von ihren Vorlesungen und Seminaren berichtete. Eines Tages fragte sie mich bei einem Essen in der Mensa, warum ich denn nicht Grundschuldidaktik studieren würde. Sie hielt mich von meiner Art her für den geborenen Grundschullehrer. Diese Frage brachte mich lange ins Grübeln. Nach einer intensiven Beratung an der Uni entschloss ich mich 1989 tatsächlich, neben Germanistik auch Lehramt an Grundschulen zu studieren, um zusätzlich mein Erstes Staatsexamen zu machen. Viele konnten das damals nicht verstehen und rieten mir ab, da das natürlich eine längere Studienzeit und viel mehr Arbeit bedeutete. Ihr Hauptargument: Letztendlich könnte ich ja ohnehin nur eins von beidem werden, Journalist oder Grundschullehrer.

Aber irgendwie hielt ich es für richtig und sollte recht behalten. Nachdem ich 1992 meinen Magister und 1993 mein Erstes Staatsexamen erfolgreich absolviert hatte, wollte ich es dem Zufall überlassen, in welche berufliche Richtung mein Leben gehen sollte. Nachdem ich schon jahrelang nebenbei als freier Mitarbeiter für die „Offenbach Post“ geschrieben hatte, erhielt ich dort die Möglichkeit, ein zweijähriges Volontariat zu machen, und direkt anschließend eine Redakteursstelle. Die Würfel schienen gefallen.

Zwei Jahre später wünschte ich mir aber eine Veränderung, da ich gerne über meine Heimatstadt berichten wollte. Also bewarb ich mich bei der „Frankfurter Neue Presse“ (FNP), und erneut sollte das Schicksal entscheiden: Bekomme ich die Stelle, bleibe ich Redakteur, klappt es nicht, bemühe ich mich doch noch um ein Referendariat an der Grundschule. Wieder gewann die schreibende Zunft, denn ich erhielt tatsächlich die Chance, für die FNP zu arbeiten.

Lange Zeit war ich dort sehr zufrieden, hatte nette Kolleginnen und Kollegen, und die Tätigkeit machte mir viel Spaß. Doch in den 2000er Jahren merkte ich, dass sich das Thema Lehrer für mich noch nicht erledigt hatte. So nahm ich zum Beispiel besonders gerne Termine in Schulen wahr und fühlte mich dort immer sehr wohl. 2010 wagte ich tatsächlich den Absprung, kündigte bei der FNP und bewarb mich um ein Referendariat, das ich dann an der Heinrich-Kromer-Schule in Niederursel antreten und 2013 erfolgreich abschließen konnte.

Heute arbeite ich mit viel Freude als Grundschullehrer an der Valentin-Senger-Schule in Bornheim und weiß, dass es damals die richtige Entscheidung war, gleich zwei Studien zu absolvieren. Vor allem aber bin ich dankbar dafür, dass ich tatsächlich meine beiden Lieblingsberufe ausüben konnte und letzteres noch kann: Journalist und Lehrer.

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